Bereich
Finanzierung einer „Schul-Genossenschaft“
- Alternativ-Schule und deren Betrieb als Genossenschaft
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Frage
(Auszug)
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Ich habe seit längerem mit Freunden
die Idee, ein Schulprojekt „Neue Bildung“ in unserer Stadt zu gründen. Unsere
beiden Kinder sind 2 bzw. 4 Jahre. Wir haben vor, das Projekt als gemeinnütziger
Verein oder gemeinnützige Genossenschaft umzusetzen.
Vom „Bundesverband der Freien Alternativ-Schulen
e.V.“ haben wir gute Unterstützung erfahren. Besonders wichtig war für uns,
zu den inzwischen über 120 alternativen Schulproketen in Deutschland direkten
Kontakt zu bekommen. …
Nun stellt sich immer wieder die
Frage, wie wir das Projekt finanziell zum Laufen bringen und vor allem dauerhaft
am Laufen halten können. …
An staatliche Zuschüsse ist kaum zu
denken, denn dann würden wir unser Konzept umstellen müssen. Und umstellen
hieße Anpassung an das staatliche Schulsystem. …
Wir sehen eigentlich nur zwei Wege:
1. Entweder wir überzeugen die Eltern, einen höheren Anteil
pro Monat pro Kind zu zahlen oder
2. Wir finden „Spender“. Beide Wege sind unbefriedigend.
Denn wenn das „Schulgeld“ der Eltern zu hoch ist, wird die Schule Kinder von
Eltern ausschließen, die das Geld einfach nicht aufbringen können und wenn
wir „gesponsort“ werden, könnten wir leicht in die „Falle“ der Abhängigkeit
von „Sponsoren-Interessen“ geraten. …
Die Abhängigkeit würde auch nicht
wesentlich besser, wenn wir durch eine Stiftung gefördert würden, sofern es
die überhaupt gibt …
Außerdem scheint es Probleme zu
geben, ein Schulprojekt als „e.V.“ durchzuführen, weil – wie man uns sagten -
eine Schule ein „Wirtschaftsbetrieb“ sei.
Bliebe eigentlich nur die
Genossenschaft, aber davon haben wir zu wenig Ahnung. …
Wir sind angetreten, mit dem festen
Willen, dass wir – im Interesse unserer Kinder – alle Probleme schon lösen
werden. …
Doch jetzt droht alles zu scheitern
– oder? …
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FragestellerIn: -
Lehrerin und Mutter von 2 Kindern, die seit einiger Zeit
eine Gruppe leitet, in der Eltern und Förderer für den Aufbau einer „Alternativ-Schule“
(also keine „staatlich anerkannte Ersatzschule“) zum Ziel hat. …
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Antwort
(Auszug)
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Wie wir es beurteilen, haben Sie
klare Vorstellungen, von dem, was:
A. Das Schulprojekt erreichen
soll
und
B. Das Schulprojekt vermeiden
muss
Wir vermögen Ihr Anliegen durchaus
nachzuvollziehen, denn das staatliche Schulsystem, scheint derzeit in einer
etwas „tieferen Krise“ zu stecken und es sind wenig Ideen bekannt, die Eltern
– wie Ihnen – Hoffnung machen könnten, dass sich dies „Dilemma“ zeitnah und
zufriedenstellend (aus Sicht der Eltern und Kinder) lösen wird. …
Was Sie tun, ist zugleich ein
hervorragendes Beispiel für „Selbstorganisation“,
„Selbstverantwortung“ und „Selbsthilfe“. Das sind eigentlich
die Grundtugenden, aus denen
Genossenschaften ursprünglich entstanden, auch wenn man das heute nicht unbedingt
mehr überall erkennen kann. Manchmal hat man den Eindruck, dass
Genossenschaften einfach „nur“ auf eine Rechtsform reduziert werden. Erst
wenn man wirklich diese „drei SELBST“
ernst nimmt, bewegen wir uns in Richtung einer „Miteinander-Gesellschaft“. Alles Übrige ist nur dem Namen nach „Genossenschaft“,
aber weit von deren eigentlichen Möglichkeiten entfernt. …
Ob bewusst oder unbewusst, Sie
haben erkannt, dass Ihre Kinder in eine Gesellschaft hineinwachsen, die
anders sein sollte, wie die heutige. …
Und Sie haben Recht, wenn Sie die „Aufrechterhaltung“
dieser „Gestaltungs-Souveränität“
als recht eng verbunden sehen mit dem Thema „Finanzierung“.
Jede „Finanzierung“ scheint an irgendwie
an „Bedingungen“ geknüpft zu sein.
Nimmt man staatliche Fördermittel in Anspruch, gibt es „Rahmenbedingungen“,
die Sie einhalten müssen. Die „Ersatzschule“ ist dafür ein gutes Beispiel.
Nur wenn und solange die Schule sich an die staatlichen Lehrpläne hält,
fließen die Gelder. Der schulische Selbstgestaltungsspielraum ist eigentlich recht
eingeschränkt …
Ähnlich kann das jedoch auch mit „Sponsoren“ oder „Spendern“ sein.
Auch diese haben (leider) oft „Ehrgeiz“, Einfluss auf die „Gestaltungs-Souveränität“ des
Schulkonzeptes zu nehmen. …
Wir wollen auch raten sicherzustellen,
dass nicht – im Laufe der Jahre – mehrheitlich Eltern ihre Kinder in diese
Schule schicken werden, denen die „Pädagogischen Grundsätze“ dieser Schule
weniger wichtig sind, wie den „Gründungs-Eltern“. …
Wie Sie es drehen und wenden, die „Gefahr“
ist nicht zu unterschätzen, dass sich über die „Finanzierung“ Mechanismen „einschleichen“, die so allerdings beim
Start des Schulprojektes nicht gewollt waren. …
Wir kennen das Thema aus anderen
Bereichen und mit anderen Begründungen.
So sind z.B. Menschen in einem „Coop-Start“
(Gründung) angetreten, nur Produkte anzubieten, die „umweltkonform“ sind. Diese
Produkte hatten natürlich einen höheren Preis, wie „Vergleichs-Produkte“
(ohne Umwelt-Konformität), denn es wurden andere Materialien verwandt. Und
diese waren teurer als die der „Konkurrenz“. Das ursprüngliche Konzept begann
jedoch nach einiger Zeit zu „erodieren“ , weil man zusätzliche Kunden dringend
benötigte. …
Vergessen Sie nicht, dass – wenn auch
etwas anders – Ihre Schule eine Art Wirtschaftsbetrieb ist, mit Lehrern und
Verwaltungspersonal, die eine Art „Grenzbelastung“ z.B. in Sachen Bezahlung
haben. Oder Eltern, die plötzlich meinen, mehr „spenden“ zu können, wenn
dafür diese oder jene schulische Veränderung einträte.
Wir vermuten, dass Sie diese –
möglichen – Entwicklungen bereits erkannt und darauf geeignete Antworten
gefunden haben. „WENN-DANN“ sollte in „Reserve“ sein, ohne sich von der „Erfolgs-Spur“
abbringen zu lassen.
Behalten Sie den Grundsatz bei,
nicht über negative Entwicklungen zu diskutieren, sondern über das, was
beabsichtigt ist. Dies ist ein wichtiger Erfolgsgrundsatz jedes Konzeptes. …
Wie wäre es z.B. mit folgender
Absicht:
„Wir benötigen eine (dauerhafte) Finanzierung, die keinerlei Einfluss
auf die pädagogische und soziale Zielerreichung unseres Schulprojektes nimmt“.
Das wäre zu schön, aber nicht real,
werden Sie vermutlich antworten.
Und wenn doch? …
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1.5.19
Alternativ-Schulen in Genossenschaften
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