Das Thema

Speziell für Journalisten, Reporter und Medienagenturen, haben wir seit 2022 die "CoopGo-Medien-Dialoge" entwickelt. Die Dialog-Formen haben sich bereits bewährt. Daran knüpfen wir an. Natürlich kann dieser "Service" auch wahlweise über Mail, Video- oder Telefonkonferenz erfolgen. Hinweis: Aufgrund der überraschend hohen Nachfrage, bitten wir um Verständnis, wenn ähnliche Fragestellungen sozusagen zu "Informations-Blöcken" verbunden werden. Sollten Informationen einem besonderen "Zeitdruck" unterliegen, teilen Sie uns dies bitte mit. Wir finden sicherlich auch dafür eine Lösung. ... (Koordination und Redaktion: Gerd K. Schaumann)

1.5.19

Alternativ-Schulen in Genossenschaften




Bereich
Finanzierung einer „Schul-Genossenschaft“
- Alternativ-Schule und deren Betrieb als Genossenschaft -


Frage
(Auszug)

Ich habe seit längerem mit Freunden die Idee, ein Schulprojekt „Neue Bildung“ in unserer Stadt zu gründen. Unsere beiden Kinder sind 2 bzw. 4 Jahre. Wir haben vor, das Projekt als gemeinnütziger Verein oder gemeinnützige Genossenschaft umzusetzen.
Vom „Bundesverband der Freien Alternativ-Schulen e.V.“ haben wir gute Unterstützung erfahren. Besonders wichtig war für uns, zu den inzwischen über 120 alternativen Schulproketen in Deutschland direkten Kontakt zu bekommen. …
Nun stellt sich immer wieder die Frage, wie wir das Projekt finanziell zum Laufen bringen und vor allem dauerhaft am Laufen halten können. …
An staatliche Zuschüsse ist kaum zu denken, denn dann würden wir unser Konzept umstellen müssen. Und umstellen hieße Anpassung an das staatliche Schulsystem. …
Wir sehen eigentlich nur zwei Wege:

1.   Entweder wir überzeugen die Eltern, einen höheren Anteil pro Monat pro Kind zu zahlen oder
2.   Wir finden „Spender“. Beide Wege sind unbefriedigend. Denn wenn das „Schulgeld“ der Eltern zu hoch ist, wird die Schule Kinder von Eltern ausschließen, die das Geld einfach nicht aufbringen können und wenn wir „gesponsort“ werden, könnten wir leicht in die „Falle“ der Abhängigkeit von „Sponsoren-Interessen“ geraten. …

Die Abhängigkeit würde auch nicht wesentlich besser, wenn wir durch eine Stiftung gefördert würden, sofern es die überhaupt gibt …
Außerdem scheint es Probleme zu geben, ein Schulprojekt als „e.V.“ durchzuführen, weil – wie man uns sagten - eine Schule ein „Wirtschaftsbetrieb“ sei.
Bliebe eigentlich nur die Genossenschaft, aber davon haben wir zu wenig Ahnung. …
Wir sind angetreten, mit dem festen Willen, dass wir – im Interesse unserer Kinder – alle Probleme schon lösen werden. …   
Doch jetzt droht alles zu scheitern – oder? …

FragestellerIn: -
Lehrerin und Mutter von 2 Kindern, die seit einiger Zeit eine Gruppe leitet, in der Eltern und Förderer für den Aufbau einer „Alternativ-Schule“ (also keine „staatlich anerkannte Ersatzschule“) zum Ziel hat.   

Antwort
(Auszug)

Wie wir es beurteilen, haben Sie klare Vorstellungen, von dem, was:

A.   Das Schulprojekt erreichen soll
und
B.   Das Schulprojekt vermeiden muss

Wir vermögen Ihr Anliegen durchaus nachzuvollziehen, denn das staatliche Schulsystem, scheint derzeit in einer etwas „tieferen Krise“ zu stecken und es sind wenig Ideen bekannt, die Eltern – wie Ihnen – Hoffnung machen könnten, dass sich dies „Dilemma“ zeitnah und zufriedenstellend (aus Sicht der Eltern und Kinder) lösen wird. …

Was Sie tun, ist zugleich ein hervorragendes Beispiel für „Selbstorganisation“, „Selbstverantwortung“ und „Selbsthilfe“. Das sind eigentlich die Grundtugenden, aus denen Genossenschaften ursprünglich entstanden, auch wenn man das heute nicht unbedingt mehr überall erkennen kann. Manchmal hat man den Eindruck, dass Genossenschaften einfach „nur“ auf eine Rechtsform reduziert werden. Erst wenn man wirklich diese „drei SELBST“ ernst nimmt, bewegen wir uns in Richtung einer „Miteinander-Gesellschaft“. Alles Übrige ist nur dem Namen nach „Genossenschaft“, aber weit von deren eigentlichen Möglichkeiten entfernt. …
Ob bewusst oder unbewusst, Sie haben erkannt, dass Ihre Kinder in eine Gesellschaft hineinwachsen, die anders sein sollte, wie die heutige. …
Und Sie haben Recht, wenn Sie die „Aufrechterhaltung“ dieser „Gestaltungs-Souveränität“ als recht eng verbunden sehen mit dem Thema „Finanzierung“.
Jede „Finanzierung“ scheint an irgendwie an „Bedingungen“ geknüpft zu sein.
Nimmt man staatliche Fördermittel in Anspruch, gibt es „Rahmenbedingungen“, die Sie einhalten müssen. Die „Ersatzschule“ ist dafür ein gutes Beispiel. Nur wenn und solange die Schule sich an die staatlichen Lehrpläne hält, fließen die Gelder. Der schulische Selbstgestaltungsspielraum ist eigentlich recht eingeschränkt …
Ähnlich kann das jedoch auch mit „Sponsoren“ oder „Spendern“ sein. Auch diese haben (leider) oft „Ehrgeiz“, Einfluss auf die „Gestaltungs-Souveränität“ des Schulkonzeptes zu nehmen. …
Wir wollen auch raten sicherzustellen, dass nicht – im Laufe der Jahre – mehrheitlich Eltern ihre Kinder in diese Schule schicken werden, denen die „Pädagogischen Grundsätze“ dieser Schule weniger wichtig sind, wie den „Gründungs-Eltern“. …
Wie Sie es drehen und wenden, die „Gefahr“ ist nicht zu unterschätzen, dass sich über die „Finanzierung“ Mechanismen „einschleichen“, die so allerdings beim Start des Schulprojektes nicht gewollt waren. …
Wir kennen das Thema aus anderen Bereichen und mit anderen Begründungen.
So sind z.B. Menschen in einem „Coop-Start“ (Gründung) angetreten, nur Produkte anzubieten, die „umweltkonform“ sind. Diese Produkte hatten natürlich einen höheren Preis, wie „Vergleichs-Produkte“ (ohne Umwelt-Konformität), denn es wurden andere Materialien verwandt. Und diese waren teurer als die der „Konkurrenz“. Das ursprüngliche Konzept begann jedoch nach einiger Zeit zu „erodieren“ , weil man zusätzliche Kunden dringend benötigte. …
Vergessen Sie nicht, dass – wenn auch etwas anders – Ihre Schule eine Art Wirtschaftsbetrieb ist, mit Lehrern und Verwaltungspersonal, die eine Art „Grenzbelastung“ z.B. in Sachen Bezahlung haben. Oder Eltern, die plötzlich meinen, mehr „spenden“ zu können, wenn dafür diese oder jene schulische Veränderung einträte.
Wir vermuten, dass Sie diese – möglichen – Entwicklungen bereits erkannt und darauf geeignete Antworten gefunden haben. „WENN-DANN“ sollte in „Reserve“ sein, ohne sich von der „Erfolgs-Spur“ abbringen zu lassen.
Behalten Sie den Grundsatz bei, nicht über negative Entwicklungen zu diskutieren, sondern über das, was beabsichtigt ist. Dies ist ein wichtiger Erfolgsgrundsatz jedes Konzeptes. …
Wie wäre es z.B. mit folgender Absicht:

Wir benötigen eine (dauerhafte) Finanzierung, die keinerlei Einfluss auf die pädagogische und soziale Zielerreichung unseres Schulprojektes nimmt“.

Das wäre zu schön, aber nicht real, werden Sie vermutlich antworten.

Und wenn doch? …

„MehrWert“ - Prüfungen – Was denn sonst …„?! (2)

*Der Kooperative braucht freie, innovative Genossenschaften*   GenoGo-Dialoge – Impulse für die Praxis   ...